Die Bioprobenqualität ist weiterhin ein wichtiges Thema von BBMRI.at (Credit: Med Uni Graz).
Das österreichische Biobanken-Infrastruktur-Netzwerk ist in die „zweite Ära“ gestartet: Bis 2023 stehen u. a. die weitere Vernetzung zwischen Industrie und Wissenschaft, die Proben- und Datenqualität, die Erleichterung des Probenzugriffs und „Lighthouse Collections“ (Sammlungen mit internationalem Renommee) im Fokus.
Seine ersten 5 Jahre hat BBMRI.at, der im ZWT angesiedelte Österreich-Knotenpunkt der Europäischen Biobanken-Forschungsinfrastruktur, erfolgreich abgeschlossen. Bereits Ende 2018 wurde das Funding für die nächsten 5 Jahre von BBMRI.at vom zuständigen Ministerium (BMBFW) zugesagt.
BBMRI.at vereint die Biobanken aller medizinischen Universitäten in Österreich:
- Biobank Graz – eine der größten klinischen Biobanken Europas
- MedUni Wien Biobank
- Biobank Innsbruck
- VetBioBank – die erste/einzige Biobank einer Vet Med Uni im BBMRI-ERIC Verband
- Paracelsus Med Uni Salzburg mit der Salk Biobank (der Paracelsus 10 000 Populationskohorte)
Neu im Konsortium ist die Johannes Kepler Universität mit ihrer Biobank, die an der medizinischen Fakultät in Entstehung ist.
Kurt Zatloukal, National Node Director, und Cornelia Stumptner, Operating Manager von BBMRI.at, über BBMRI.at #2 von 2018 bis 2023:
Dialog zwischen Wissenschaft und Industrie
In der zweiten Förderungsperiode soll der Betrieb von österreichischen Biobanken weiter verbessert und dessen Nachhaltigkeit gesichert werden. Dazu wird der Dialog zwischen Forschern und der Industrie vertieft, um auf die Bedürfnisse der User besser eingehen zu können.
Probenqualität verbessern
BBMRI.at wird den Fokus weiterhin auf Bioprobenqualität legen. Dies hilft dabei, die Reproduzierbarkeit von Forschungsdaten – als Grundvoraussetzung für die Wiederverwendung und Integration von Daten, die durch die Analyse von Bioproben generiert wurden – zu verbessern.
CEN- und ISO-Standards
Deshalb wird der Schwerpunkt auf die Implementierung von Biobanking-bezogenen CEN- und ISO-Standards gesetzt, die besonders wichtig sind, um die Anforderungen der neuen europäischen In-vitro-Diagnostikverordnung erfüllen zu können. BBMRI.at wirkt zudem an der Entwicklung neuer ISO- und CEN-Standards mit.
Datenqualität und DSGVO
Zusätzlich zur Probenqualität wird auch die Datenqualität ein zentrales Thema sein. Es werden Lösungen für die Verbindung von Bioproben mit assoziierten Meta- und medizinischen Daten mit Bezug auf Qualität entwickelt.
Darüber hinaus müssen bestehende Datenverwaltungsmaßnahmen aktualisiert werden, um die Einhaltung der europäischen Datenschutz-Grundverordnung und ihre nationale Umsetzung zu gewährleisten.
Diese Aktivitäten sollen sicherstellen, dass die österreichischen Biobanken gut darauf vorbereitet sind, auf den aktuellen und aufkommenden Nutzerbedarf eingehen zu können.
Zugangsregelungen
Um den Zugang zu Bioproben und Daten zu verbessern, wird sich ein Arbeitspaket der Optimierung von Zugangsvorgängen quer durch Österreich – in Anlehnung an die BBMRI-ERIC-Zugangsregelung – widmen.
„Lighthouse Collections“
Um die Sichtbarkeit österreichischer Biobanken und der Verwendung von Probensammlungen zu erhöhen, werden sogenannte „Lighthouse Collections“ etabliert. Diese Sammlungen sollen in der internationalen Biobanking-Szene führend sein. Sie sind für bestimmte Nutzer von außergewöhnlichem Wert und dienen als Musterbeispiele für neu zu etablierende oder weiterzuentwickelnde Sammlungen.
Biobanking-Strategie
Ein weiterer wichtiger Teil von BBMRI.at ist die Untersuchung der Dynamiken gesellschaftlicher Erwartungen an Biobanken im Kontext von neuen rechtlichen Rahmenbedingungen, wie der Datenschutz-Grundverordnung und einer sich insgesamt rasch entwickelnden Wissenschafts- und Innovationslandschaft. Diese Arbeit zu gesellschaftlichen Aspekten leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von neuen Governancemodellen zur Nachhaltigkeit der Biobankstrategie. Sie wird auch in die BBMRI-ERIC Common Service ELSI Eingang finden.
Europa-Netzwerk BBMRI-ERIC
Letztlich wird BBMRI.at #2 den Betrieb und die benötigten Aktivitäten des österreichischen nationalen Knotens finanzieren und soll die Integration und Teilnahme der österreichischen Biobanking-Gesellschaft an BBMRI-ERIC ermöglichen.
Die Arbeitspakete im Überblick:
Work Package (WP) Titles | Work Package Leaders (WPLs) | |
WP1 | Lighthouse Sample Collections: National Coordination of Sustainable Operational Implementation and Harmonization | Georg Göbel (Medizinische Universität Innsbruck) |
WP2 | Data Management | Johann Eder (Alpen Adria Universität Klagenfurt) |
WP3 | Quality Management | Helmuth Haslacher (Medizinische Universität Wien) |
WP4 | Societal engagement: Responsible Research and Innovation in biobanking | Ulrike Felt (Universität Wien) |
WP5 | Access to Samples & Services | Christian Gülly (Medizinische Universität Graz) |
WP6 | Expanding User Communities | Christine Ruckenbauer/Ingrid Walter (Veterinärmedizinische Universität) |
WP7 | Coordination of the National Network & Operation of the National Node | Kurt Zatloukal/Cornelia Stumptner (Medizinische Universität Graz) |