Das Team von BBMRI-ERIC vernetzt vom ZWT aus mit einem mehr als 20-köpfigen Team über 600 Biobanken in 19 Ländern (Credit: BBMRI-ERIC).
Mit einem Netzwerk von über 600 europäischen Biobanken trägt BBMRI-ERIC dazu bei, dass der Zugang zu Proben – unter Gewährleistung hoher Standards – beschleunigt wird. Darüber hat auch die Kronen Zeitung berichtet.
BBMRI-ERIC ist im ZWT angesiedelt und ist die Zentrale für eine der größten sogenannten Research Infrastructures (RIs) in Europa. Dabei handelt es sich um eine Kooperation, die eine europaweite Vernetzung von Probenmaterial und Daten (gesammelt in Biobanken) für die medizinische Forschung – aktuell erweitert für die COVID-19-Forschung – zum Ziel hat. Dies ist gerade in der aktuellen Krise von großer Bedeutung.
- BBMRI-ERIC vernetzt vom ZWT in Graz aus mit einem mehr als 20-köpfigen Team über 600 Biobanken in 19 Ländern, sowie IARC (WHO) und ist momentan in zahlreichen internationalen Projekten tätig.
- Dank dieses breiten Netzwerks war BBMRI-ERIC unter den ersten Organisationen in Europa, die durch die nationalen Knoten in den Mitgliedsländern zirka 20 Biobanken und Institute identifiziert hat, die Proben und Daten für Forschung an SARS-CoV-2 und COVID-19 zur Verfügung stellen könnten. Darüber hinaus bringt BBMRI-ERIC Experten zusammen, um abzustimmen, wie man COVID-19 Proben und Daten mit höchsten Qualitätsstandards sammeln und zur Verfügung stellen soll.
- BBMRI-ERIC bietet Biobanken Leistungen in IT, Qualitätsmanagement und ELSI (ethical, legal, societal issues) an.
Darüber hat die Kronen Zeitung am 4. Mai 2020 berichtet:
Dank Koordinierung auf europäischem und Austausch auf internationalem Niveau erhofft sich das Team von BBMRI-ERIC, laut seinem Motto „Making new treatments possible“, einen schnellen Zugang zu wichtigen Ressourcen und Vorgehensweisen mit den besten Standards, um ein verlässliches Impfmittel und Behandlungen zu ermöglichen.
Neue Filterkriterien, um Zugang zu erleichtern
„Um die Auswahl von COVID-19- und SARS-CoV-2-relevanten Biobanken zu vereinfachen, hat BBMRI-ERIC ein neues Suchkriterium in seinem Directory eingeführt. Die Datensätze, basierend auf bisher gesammeltem Material von BBMRI-ERIC National Nodes, werden ständig aktualisiert,“ schildert BBMRI-ERIC IT & Datenschutz Manager Petr Holub.
- Das Directory ist eine von BBMRI-ERIC entwickelte Suchmaschine, in der 100 Millionen Probensätze aus über 600 Biobanken durchsucht werden können.
Internationale Web-Konferenzen mit 900 Teilnehmern
Für eine globale Pandemie in dieser Größenordnung gibt es keine Blaupause. Die Forscher müssen jedoch den Standards folgen und entsprechenden Zugang zu hochwertigen Proben haben. Die Proben, die derzeit von Patienten und Patientinnen mit COVID-19 gespendet werden, sind besonders wertvoll und müssen ordnungsgemäß gesammelt und gelagert werden. Das BBMRI.QM Team hat Webkonferenzen mit nahezu 900 Teilnehmern zu diesem Thema durchgeführt, um relevante Qualitätsstandards, Richtlinien und Forschungsstudien zu erörtern. Das Interesse an diesem Thema hat nicht nur Wissenschaftlerinnen und Biobanker aus allen Ländern Europas, aber auch aus Argentinien, Armenien, Australien, Brasilien, Bulgarien, Kanada, China, Dänemark, Ägypten, Färöer, Französisch-Guayana, Ghana, Hongkong, Ungarn, Indien, Irland, Japan, Litauen, Luxemburg, Mexiko, Peru, Philippinen, Portugal, Puerto Rico, Katar, Saudi-Arabien, Singapur, Slowakei, Südafrika, Spanien, Sri Lanka, den Vereinigte Arabische Emirate und den Vereinigte Staaten zusammengeführt.
- Das globale Bestreben nach Zusammenarbeit freut BBMRI-ERIC Quality Managerin Andrea Wutte besonders. „In Krisenzeiten muss man auf qualitätsgesicherte Abläufe zurückgreifen können, die man in nicht Krisenzeiten aufgebaut hat. Das können Biobanken bereits eindrucksvoll zeigen. Aktuell ist ein zusätzlicher Bedarf für einen vermehrten Erfahrungsaustausch in Bezug auf Risiko- und Sicherheitsmanagement in Biobanken entstanden, auch dafür konnten wir, und bieten auch weiterhin, eine online Diskussions- und Ratgeberplattform, an“ schildert sie.
Ethische, rechtliche und soziale Fragen berücksichtigen
„Eine beispiellose Krise wie die aktuelle Pandemie fordert nicht nur unsere Gesundheitsversorgung, sondern auch unser Wertesystem heraus. Wir werden in naher Zukunft sehen, wie sich unsere Wahrnehmung von ethischem Verhalten in Medizin und Forschung ändern könnte“, sagt BBMRI-ERIC-Interims-Co-Generaldirektorin Michaela Th. Mayrhofer. Sie fährt fort: „Wir sehen bereits, dass Transparenz in der Kommunikation und Verantwortung in Aktion der Schlüssel zur Gewährleistung einer guten Regierungsführung und der Grundprinzipien der Solidarität und Verantwortung sind.“ Um diese Fragen zu beantworten, verfolgt ein Netzwerk aus Ethik-, Recht- oder Gesellschafts-Experten sowohl bei BBMRI-ERIC als auch bei seinen nationalen Knoten die Entwicklungen in ihren jeweiligen Ländern, tauscht sich über Praktiken aus und versucht, zu den Bemühungen beizutragen, dass der Krisenzustand nicht zum Normalzustand wird.